Mut zur geistlichen Gemeinschaft …
Weh dem, der allein ist, wenn er fällt; dann ist kein anderer da, der ihm aufhilft.
Pred.4:10
Wir brauchen Gemeinschaft, wir sind gemacht für Beziehungen. Jede Gemeinschaft, ob Ehe, Freundschaft, Vereine, Gruppierungen braucht gemeinsame Visionen, Träume und Ziele. Menschen finden normalerweise aus Sympathie zusammen, weil sie ähnlich ticken, weil die „Chemie“ stimmt und weil sie die gemeinsame Zeit wirklich genießen.
Bei geistlichen Gemeinschaften, denke ich, ist es etwas anders. Es finden sich Leute zusammen, die Gott „geschmeckt“ und Ihm ihr „Ja“ gegeben haben. Das ist im Idealfall bei allen so.
Die weltliche Ausrichtung kann dabei total unterschiedlich sein. Wenn man das, was einen verbindet, nämlich das Ja – ich gehöre Gott – aus den Augen verliert, kann es manchmal ziemlich herausfordernd werden und einem die Motivation rauben.
Dieses Miniwort aus nur zwei Buchstaben ist im ständigen Kampf gegen unser Ego und doch manchmal das einzige, was uns vereint. Ein klitzekleines Wort, an dem wir festhalten sollten, weil es schlicht und einfach lebensverändernd und lebensnotwendig ist.
Das Ja zu Gott macht uns nicht von heute auf morgen zum perfekten Menschen, und doch macht es uns erstmal zum Königskind.
Zur Tochter oder zum Sohn des Höchsten.
Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen – und wir sind es auch!
1. Johannes 3,1
Gott möchte, dass wir schon zu Lebzeiten in Seinem Licht wandeln, seine Freude und Seinen Frieden im Herzen haben. Auf dem Weg zum endgültigen Heil, welches uns tatsächlich erst nach dem Sterben erwartet, gibt es Einiges, was Gott im Herzen heilen, vorbereiten und gut machen möchte.
Das dürfen wir niemals vergessen. Davon ist auch niemand ausgenommen.
Die Bibel zeigt uns ganz deutlich, wie wichtig Gott es ist, dass wir in geistlicher Gemeinschaft leben, dass wir uns gegenseitig ermutigen und helfen, mehr und mehr zu freien Königskindern zu werden.
Wie kann nun eine Gemeinschaft aus unterschiedlichen Menschen mit unterschiedlichen weltlichen Anschauungen, mit unterschiedlichen mehr oder weniger tiefen Herzensverletzungen, mit unterschiedlichen Charaktereigenschaften wirklich funktionieren?
Wissen, wer wir in Jesus sind
Unsere tiefen Verletzungen, die wir alle mitbringen, äußern sich durch Beziehungskiller, wie Eifersucht, Neid, Missgunst, Arroganz, Jähzorn, übertriebene Sentimentalität, Rücksichtslosigkeit usw.
Das alles sind Eigenschaften, die wir uns angewöhnt haben, um uns Aufmerksamkeit und Anerkennung zu erkämpfen. Wir glauben leider immer, sie könnten unsere Sehnsucht stillen.
Natürlich ist es, wie oben erwähnt ein langer Weg, um heiler und beziehungsfähiger zu werden. Gott ist Gentleman, Er lässt uns Zeit und drängt uns nicht.
Doch wir können Eines:
festhalten an diesem Ja, an unserer Identität, an dem Bewusstsein, dass wir Kind Gottes sind.
Henry Nouwen sagte einmal: „Wer begreift, dass er der Geliebte Gottes ist, der braucht nicht mehr durch die Gegend zu laufen und um Anerkennung zu betteln.“
Sind wir uns dessen bewusst?
Sehen, wie Jesus sieht
Begegnen wir uns in dem Bewusstsein, dass jeder einzelne tiefe Wunden aus der Vergangenheit mitbringt. Menschlich gesehen sind wir manchmal schnell im Abwenden und Verurteilen. Wir fühlen uns schnell angegriffen und beleidigt. Doch nicht alles, was so offensichtlich gegen uns gerichtet ist, ist auch wirklich so gemeint. Es sind Lügen, die uns verunsichern und spalten möchten. Glauben wir diesen Lügen nicht mehr!
Wenn wir uns angegriffen fühlen, hilft manchmal:
- ein innerlicher Schritt zurück
- durchatmen
- die Situation von außen betrachten
- versuchen, mit dem geistlichen Auge „dahinter“ zu schauen
- mit ruhigem Herzen sagen, was man denkt
- seine Grenzen wahrnehmen und schützen
Nicht alles braucht eine Reaktion. Lassen wir es nicht zu, dass unser verletztes Ego Gott in die Quere kommt. Bitten wir den Heiligen Geist um Weisheit und Empathie und beten wir darum, dass Gott seinen Frieden in die Situation legt. Der Friede, der alles übersteigt und unser Herz weich macht.
Manchmal jedoch sind gut gemeinte Hinweise auch tatsächlich gut gemeint. Wir dürfen uns auch etwas sagen lassen. Falls wir jemanden verletzen oder schlecht reagieren, kann es manchmal hilfreich sein, sich darauf hinweisen zu lassen. Im Schmerz sind wir manchmal wirklich blind.
Charaktereigenschaften – Fluch oder Segen?
Eigenschaften, die ein Mensch ans Licht bringt, (ob gut oder schlecht) können auch ein guter Hinweis auf Talente und Gaben sein, die Gott uns ins Herz gelegt hat.
Gutes, gewinnbringendes und geistgeführtes Miteinander kann diese Talente durchaus fördern und daraus große Schätze hervorbringen.
Hier kommt der fünffältige Dienst „ins Spiel“. Der fünffältige Dienst, der uns nach dem Wort Gottes von Ihm selbst gegeben wurde, ist wichtig für ein gesundes Wachstum einer Gemeinde.
Auf dieses wertvolle Geschenk bezogen, könnte das vielleicht auch so aussehen:
- Sollte zum Beispiel jemand recht vereinnahmend sein (was durchaus anstrengend ist 😊), könnte er vielleicht ein guter Hirte sein? Der Hirte im fünffältigen Dienst sorgt sich sehr um das Wohl der anderen und um ihre Nöte.
- Falls jemand recht sensibel und sentimental ist, so ist er in der Lage, Stimmungen in der Gemeinschaft anders und besser wahrzunehmen. Hochsensible Menschen sind sehr mitfühlend, intuitiv, umsichtig und gewissenhaft. Genau so sind sie oft auch sensibler für Gottes Wort und könnten ihre Gabe durchaus als Propheten in der Gruppe einsetzen und sie immer wieder auf den richtigen Weg bringen.
- Ist jemand sehr autoritär und übernimmt gerne die Leitung und Organisation ohne aber auf die Gaben und Talente zu achten, kann das oft zu großem Missmut führen, und doch könnte er ein guter Apostel sein. Er könnte andere fördern und sie tatsächlich nach ihren Begabungen einsetzen.
- Redet jemand gerne und viel und beansprucht viel Zeit der Gebetstreffen für sich, ist das manchmal ziemlich ermüdend, aber wäre er vielleicht ein guter Evangelist nach dem fünffältigen Dienst? Sie sind meistens sehr mutig und sprachgewandt. Evangelisten sind Kommunikatoren nach außen und können einen wachen Blick für Suchende haben.
- Ist jemand vielleicht sehr rechthaberisch und weiß alles besser, ist das manchmal zum Davonlaufen. Aber er könnte seine Talente durchaus als Lehrer nach dem fünffältigen Dienst zum Einsatz bringen. Ein Lehrer ist sehr gewissenhaft und verwurzelt die Gruppe mit dem Wort Gottes. Er könnte auch ein guter Sprecher auf Veranstaltungen sein oder Texte für Glaubenskurse verfassen.
Alle diese Glieder in der Gruppe arbeiten Hand in Hand und ergänzen sich.
Natürlich sind das nur kleine Beispiele, und alles erfordert viel Weisheit und Geduld. Es erfordert ein ständiges Wachsen im Glauben, ein ständiges Vergeben und viele, viele Neuanfänge.
Am wichtigsten aber immer wieder dieser Blick auf uns selbst, auf unser Herz und auf das, was wir sind:
Kinder Gottes.
Und lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken und nicht verlassen unsre Versammlung, wie einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das umso mehr, als ihr seht, dass sich der Tag naht.
Hebräer 10:24-25 | LUT