Letzte Woche habe ich in der Messe eine interessante Predigt u. a. über die tiefe Sehnsucht des totalen Angenommenseins gehört.
Den ganzen Tag ging ich mit diesen Worten „schwanger“ und kam letztendlich am Abend zu dem Gedanken
„Wenn du erwartest, dass jemand deine tiefste Sehnsucht stillt, so ist das vergeblich“.
Dieser Gedanke mag möglicherweise etwas vorwurfsvoll klingen, aber er ist absolut nicht so gemeint. Im Gegenteil. Dieser Gedanke kann vielleicht dich und sogar deine Beziehungen retten.
Ob du nun jetzt ein tiefsinniger Mensch bist, oder jemand, der recht kopflastig und wissenschaftlich geprägt ist, denke ich ist in der Sehnsuchtsfrage irrelevant. Vielleicht spüren Menschen, die sich besser auf Sinnfragen einlassen können, die Sehnsucht intensiver? Ich glaube aber, in jedem Menschen, ganz egal welchen Charakter er hat, ist das tiefste Grundbedürfnis des totalen Angenommen- und Geliebtseins vorhanden. Und es möchte gestillt werden. Vielleicht haben uns auch gewisse Lebensumstände geprägt und uns davon abgehalten, danach zu suchen?
Was heißt es eigentlich zu wissen, dass man total angenommen und geliebt ist?
- Zu wissen, dass man nichts leisten braucht, um geliebt zu werden
- Zu wissen, dass man OK ist, so wie man ist, mit allen seinen Fehlern und Schwächen.
- Zu wissen, dass Meinungen über dich durch andere Menschen nicht die Wahrheit sind.
Autsch. Wissen wir das? Ich nicht immer.
Besonders merken wir, dass wir kläglich daran scheitern, wenn wir uns mit Menschen im ganz normalen Alltag beschäftigen, egal ob wir real oder in den Medien unterwegs sind. Gerade jetzt, wo es viele verschiedene Meinungen über Corona gibt, fällt es am meisten auf. In den Medien wird es einem besonders leicht gemacht, seine Meinung kund zu tun und Dampf abzulassen. Wie oft fühlen wir uns angegriffen, wie oft wird an unserem Ego gekratzt, wie oft urteilen wir selbst über andere und lassen selbst Dampf ab??
Es gäbe die Möglichkeit, sich abzuschotten von der Welt und einen auf „Lonesome Rider“ zu machen, oder es gäbe die Möglichkeit, zum Leben mit all seinen Facetten “JA“ zu sagen und im Gegenzug meiner tiefsten Sehnsucht auf dem Grund zu gehen.
Aber wie?
Vielleicht ist es eine gute Methode, unsere innersten Reaktionen auf Kritik, nicht erfüllter Wünsche, anderer Meinungen, einmal nicht kleinzureden oder wegzustoßen, á la „so bin ich halt mal“, sondern sie bewusst zu erkennen und aufzuschreiben. Erstmal sind sie OK und dürfen angenommen werden, so wie sie kommen. Wir Christen bitten den Heiligen Geist darum, uns aufmerksam zu machen, wenn wir „falsch“ reagieren. Dieses falsch reagieren schadet anderen und uns selbst, und das will, glaube ich, keiner.
Kleine Beispiele sind:
- Deine Kinder benehmen sich unmöglich und du schreist sie an.
- Dein Ehepartner merkt nicht, wenn es dir schlecht geht und du bist enttäuscht und wendest dich ab.
- Deine beste Freundin zieht es vor, sich mit jemand anderem zu treffen, und du machst es beim nächsten Mal genauso.
- Es regnet und du lässt dir den ganzen Tag vermiesen.
Nimm deine Verletztheit, die du dir bewusst notiert hast, mit in eine Stille. Nimm diese Gefühle und geh durch. Du wirst sehen, am Ende landest du immer dort:
Meine Sehnsucht liegt ganz woanders. Nämlich tief im Herzen.
Doch wer kann diese Sehnsucht stillen und mich frei machen von all den schädlichen Reaktionen?
Stell dir vor, du hast einen Freund. Jemand, der weiß, warum du mit Wut, Eifersucht oder Jähzorn reagierst. Der Freund urteilt nicht über dich. Er sieht dich verständnisvoll und total gelassen an und möchte dir helfen. Er kann sogar deine Herzenssehnsucht stillen. Wow, oder?
Lässt du dich darauf ein?
Es gibt diesen einen Freund. Jesus. Ja, es gibt ihn tatsächlich. Für viele ist es nicht leicht, sich darauf einzulassen. Gerade auch dann nicht, wenn das Leben einigermaßen gut läuft. Aber ist es nicht so, dass fast alle Menschen, die dem Sterben Nahe sind, Gott plötzlich im Kopf haben?
Lass Ihn nicht dein letzter Anker sein. Er möchte, dass du JETZT lebst. Richtig lebst! Und Er möchte, dass du weißt, dass du ein Königskind bist!
Wenn du dich darauf einlassen kannst, wirst du Seinen Frieden und Seine Liebe spüren dürfen. Er ist sehr sanft, aber er lässt sich auch nicht davon abhalten, tief in dein Herz zu kommen, um deine Verletzungen zu heilen. Er kennt dich und weiß genau, wie viel du aushältst. Er überfordert dich nicht.
Je mehr du Ihm vertraust, je mehr du es zulassen kannst, deine bitteren Wurzeln heilen zu lassen, umso mehr kann der Segen und Seine Liebe fließen.
Versuche es. Lass dich darauf ein und komm zu Jesus an einem ungestörten sicheren Platz, und erzähl Ihm mit deinen eigenen Worten, was dir auf dem Herzen liegt. Erzähl Ihm auch von deinen Zweifeln und bitte Ihn, dir zu helfen.
Das ist übrigens Gebet.
Vielleicht hast du es anders gelernt, aber das ist beten. Ein Gespräch von Herz zu Herz mit jemandem, der dich bedingungslos lieb hat.
Wie kann sich diese Erfahrung im Alltag äußern?
Ganz einfach: Du machst dein Umfeld nicht mehr für dein Glück verantwortlich.
In dir fängt etwas an zu wachsen. Ein tiefer Frieden, ein Gehaltensein, eine beständige Freude über das Leben. Du wirst nicht mehr so leicht aus der Bahn geworfen, wenn etwas nicht so läuft, wie du dir das vorstellst.
Zurück zu den Beispielen:
- Du wirst fähiger, erst mal einen Schritt zurückzugehen, bevor du deine Kinder anschreist
- Du redest vielleicht mit deinem Partner darüber, wenn du ein Umarmung brauchst (er kann das nicht immer riechen)
- Du fragst deine beste Freundin, ob du mitkommen kannst, oder bestenfalls freust du dich für sie und wünscht ihr Spaß.
- Du freust dich bei Regenwetter über Dinge, die du schon lange tun wolltest. Etwas Kreatives? Ein schöner Film? Umdekorieren?